Třemblaty, 18.března 2007
Sehr geehrter Präsidenten!
Habe mich entschieden an Sie einen persönlichen Brief zu richten, da ich die Nase voll habe, wirklich voll.
Mein Ehemann, Dr. med. Yekta Uzunoglu /Arzt, Journalist und Unternehmer/ wurde vor 12 und halb Jahren festgenommen, 2 ½ Jahre in U-Haft gehalten und dies in Bedingungen, in welchen er immerwährend gedemütigt und gefoltert wurde. Nach seiner Freilassung zieht sich das Verfahren im Schneckentempo dahin.
Den Grund hierfür kann ich nicht verstehen. Der Gerichtsakt enthält zwar fast 7 tausend Seiten, jedoch auch für einen durchschnittlich intelligenten Menschen ist nach kurzem Studium offensichtlich, dass es sich um einen Fall handelt, welcher durch die Polizei künstlich konstruiert wurde und dass im Hintergrund ein Komplott mit wirtschaftlichen Interessen steht. Nacheinander entfielen drei Beschuldigungen wegen völligem Beweismangel. Die letzte Beschuldigung beruht auf einer ständig sich ändernden Aussage eines türkischen kommunistischen illegalen Einwanderers, eines Mannes mit vielen Identitäten, einem Agenten der CS. Polizei (mit übergreifenden Verbindungen zu der heutigen Polizei), welcher seine Aussagen von Tag zu Tag ändert. Unwiderlegbare Alibis, welche meinem Mann vertrauensvolle Menschen und unbestrittene Autoritäten geben, ignoriert das Gericht völlig. Das Gericht führt die Verhandlungen äußerst Oberflächlich und gleichzeitig arrogant, dass viele der Zuschauer den Gerichtsaal vorzeitig aus Protest verließen. Z.B. der Charta 77 Signatar und Pfarrer Jan Dus, welcher sicherlich keine junge Rebell ist, oder Herr Prof. RNDr. Frantisek Janouch, der Vorsitzende der Charta 77 Foundation, welcher am Ende einer Gerichtsverhandlung dem Gerichts mitteilte, dass er sich in seinen 75 Jahren noch nie für sein Land so geschämt hätte.
Mir ist nicht bekannt, welche von Euch Zweien den Richter Mgr.Vítězslav Rašík in sein richterliches Amt benannt hat. Zum Ruhm wird es Ihnen sicherlich nicht helfen. Wie viele Richter dieser Art sind noch am Schicksal unserer Mitbürger beteiligt?
Stellen Sie sich vor, wie lange 12 ½ Jahre tatsächlich sind. Das sind zwei und halb Präsidentschaften. Doch bei Ihnen, den Präsidenten läuft die Zeit völlig anders. Können Sie sich vorstellen, wie sich 12 ½ Jahr hinziehen, wenn sie in Gefängnis sind, wenn sie auf die offizielle Anschuldigung warten, auf die Anklageschrift, wenn das Verfahren sich endlos dahin zieht, welches nirgendwo hinführt? Wissen Sie, dass es FÜNF JAHRE, SECHS MONATE UND VIER TAGE ab der Festnahme gedauert hat, bis meinem Mann die Anklageschrift zugestellt worden ist? Können Sie sich vorstellen, wie sich die Tage dahin ziehen, wenn Sie ohnmächtig warten, bis der Richter Rašík die nächste Verhandlung ansetzt? Manchmal dauert dies mehrere Monate bis dann die Verhandlung lediglich auf einen Tag angesetzt wird. Jeder, der dies nicht selbst erlebt hat, kann sich dies nicht vorstellen!
Wir möchten eine Familie Gründen, Kinder haben. Können wir uns dies in so einer Situation erlauben?
In dieser verzweifelten Situation hat sich mein Mann entschieden – genau 12 ½ Jahre nach seiner Festnahme, also am 13. 3. 2007 – einen Hungerstreik auszurufen. ER IST FESTENFEST VON SEINER UNSCHULD ÜBERZEUGT.
GLÜCKLICHERWEISE – im Gegenteil zu unseren Behörden – vielen unseren Mitbürgen ist der Zustand des Rechtes und der Gerechtigkeit nicht egal. In nur eineigenen Tagen haben sich über 50 Personen dem Hungerstreik meines Mannes symbolisch angeschlossen. Ihnen gebührt mein aufrichtiger dank.
Für dies alles tragen bzw. trugen auch Sie Ihren Teil der Verantwortung. In den 12 ½ Jahre waren Sie in der Funktionen des Präsidenten, einer von Ihnen auch in der Funktion des Regierungsvorsitzenden und des Vorsitzenden des Parlaments.
Können Sie für meinen Mann aus der Macht des Präsidenten bzw. aus der Macht Ihrer Autorität, welche Sie in unserem Lande verkörpern mehr machen, als sich symbolisch für 24 Stunden dem Hungerstreik anschließen?
Auch durch diese kleine Geste würden Sie sicherlich die Sympathien und das Vertrauen vieler Tschechen, aber auch Kurden gewinnen
BIN ÜBERZEUGT, DASS SICH MEHR MACHEN KÖNNEN!
Monika Uzunoglu
PS: Mein Mann hält den Hungerstreik bereits 6 Tage.