Von der heutigen herrschenden Ideologie in der Türkei kann man nicht mal eine minimale Toleranz gegenüber religiösen und Volksminderheiten erwarten.

Mein kurdischer Nachname ist Geylanî. Aber ich durfte meinen kurdischen Nachnamen Geylanî nicht nutzen.  In der Türkei habe ich die Nutzung meines kurdischen Vornamens gerichtlich erst im Jahr 1998 verlangt, wo der Vorsitzende des Verfassungsgerichtes zufällig auch Yekta hieß, obwohl er kein Kurde war. Ein Nichtkurde durfte einen kurdischen Namen nutzen, ein Kurde hingegen nicht!
Die Unterdrückung der Kurden, Juden, Assyrer und Griechen fing nach der Gründung der Türkischen Republik im Jahr 1923 (welche europäische Politiker lange als den modernen Staat und seinen Gründer als den modernen Führer präsentiert haben). In diesem blutigen Prozeß der Unterdrückung haben sie unter anderem auch kurdische Namen verboten und das nicht nur Vor- oder Nachnamen, sondern auch Namen der Dörfer, Städte, Flüsse, Berge und sogar der Haustiere. Auf einmal hieß meine Geburtsstadt Farqin, die noch vor unserer Zeitrechnung die Hauptstadt des Armenischen Königreiches war und nachfolgend zwischen dem 9-11. Jahrhundert die Hauptstadt des Kurdischen Königreiches, Silvan. Die nichtoffizielle Hauptstadt Kurdistans Amed nannten sie in Diyarbakir um. Kurdische Namen, kurdische Musik, kurdischer Folklore, kurdische Literatur, das alles wurde verboten, sogar beten durften Kurden in ihrer Muttersprache nicht. Beinah in allen kurdischen Städten haben sie „Internatsschulen“ gegründet, wo sie gewaltsam kurdische Kinder aus den Dörfern eingesperrt haben und versuchten sie zu assimilieren. Diese Kinder durften während des Schuljahres die „Schule“ nicht verlassen! Und jeden Morgen mussten sie fast ein faschistisches Lied singen, dass sie Türken sind und dass sie stolz sind, Türken zu sein und dass ein Türke den Preis der Welt hat … Das war die moderne Form der Turkifikation, welche die Türken seit Jahren mit europäischen Kindern aus dem Balkan, Ukraine und Russland praktiziert haben (Janitscher).Erst kürzlich hat der türkische Staat unter dem Druck von Europa teilweise kurdische Namen der Personen erlaubt, aber nicht die der Städte, Flüsse, Berge oder Tiere! Der Großteil der Kurden in der Türkei kann Türkisch, obwohl nicht perfekt und mit kurdischem Akzent, aber es gibt Gebiete, wo vor allem Frauen kein Türkisch sprechen!
 
Das ursprüngliche Osmanische Reich war relativ kosmopolit, bis die Franzosen einerseits und die Deutschen anderseits angefangen haben, nicht nur unter den Intelektuellen, sondern vor allem unter den Soldaten, den Nationalismus zu säen. In jedem Fall hatte die damalige Weltmacht in den Strukturen der türkischen Armee ihre nationalistische Elite. Vor dem ersten Weltkrieg hatten die Deutschen Armee in den Händen, geschulte Nationalisten, die den armenischen Genozid auf dem Gewissen haben. Nach der Niederlage ist Frankreich an die Macht gekommen, geschulte nationalistische, militärische „Elite“, geführt durch Mustafa Kemal „Atatürk“ und diese hat das beendet, was die erste fürdeutsche Elite nicht beendet hat, nämlich das Massaker der Juden, Griechen, Assyrer, Kurden, Jesiden, usw. Europa will nicht wissen, dass die Abschiebung und Massaker der Juden in der „modernen Türkei“ früher angefangen hat, als in Hitlerdeutschland. Und Ironie der Geschichte ist, dass die türkische, nationalistische Ideologie „wissenschaftlich“ jüdische und kurdische Soziologen erschaffen haben.

Europa, Japan, haben das Spiel mit dem Ultranationalismus in ihren Kreisen erkannt und diese abscheuliche Ideologie verlassen, aber die Türkei keinesfalls! Auch nicht der erste Weltkrieg behührte die Türkei, die Türkei hat nur einen Teil des Gebietes, welches mit Gewalt gehalten wurde. Aber auch den zweiten Weltkrieg erlebten die Türken nicht so, damit sie erkennen, was alles diese rassistisch-nationalistische Ideologie bewirken kann, deswegen spielen sie weiter diese gespenstische Karte dieser Ideologie. Im Namen dieser Ideologie hatten Türken de facto Gewinn, wenn sie zum Beispiel Juden vertrieben haben, bekamen sie ihren Besitz, oder wenn sie Griechen massakriert und vertrieben haben, haben sie ihren Besitz bekommen und das versuchen sie auch bei den Kurden, leider bisher erfolgreich. Türken und ihr Staat Türkei sind deswegen ein ultranationalistischer, militärisch-polizeilicher Staat. Es gibt keine einzige türkische nichtnationalistische Partei, die bei der Wahl 0,5 % erreichen würde! Und von solch einem Staat mit dieser Ideologie kann man keine Entshculdigung erwarten!

 

Folter der Kurden in Gefängnis in der kurdischen Stadt Diyarbakır

Folter der Kurden in Gefängnis in der kurdischen Stadt Diyarbakır


Die derzeitige Regierungspartei brachte in diese ultranationalistische staatliche Ideologie noch die sunnitische Ideologie. Das heißt, dass die derzeitige Regierungsideologie ein einzigartiges, einmaliges Gemisch von sunnitisch-ultranationalistischer Ideologie ist und das man von ihr nicht mal eine minimale Toleranz gegenüber religiösen aber auch „Volksminderheiten“ erwarten kann. Ich möchte anmerken, dass in der Türkei keine Schiiten sind, sondern anatolische Alawiten, die mit Schiitismus nichts zu tun haben, bis auf das, dass sie formell Ali anerkennen! Und diese Alawiten gibt es mindestens 16 Millionen und ohne Recht auf ein eigenes Gebetshaus, wo sie während des Gebetes vielleicht tanzen!